Konzepte
Drei verschiedene Konzepte prägen meine Arbeit als Supervisor/Coach. Das Konzept der „Morphologie“, ein tiefenpsychologischer Ansatz von Herrn Professor Salber, stellt für seelische Prozesse drei zentrale Wirksamkeiten heraus:
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Das Seelische steht nie still, sondern ist stetig in Verwandlung und braucht Verwandlung.
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Das Leben ist paradox organisiert.
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Wir haben es immer mit spannungsvollen Kräfteverhältnissen zu tun, die wir nutzen können und zugleich ausbalancieren müssen.
Aus Sicht dieser morphologischen Psychologie ist jeder Einzelne, jede Gruppe und jede Organisation in komplexen „Wirkungseinheiten“ organisiert. Hier gibt es keine linearen Zuordnungen oder einfache Ursache-Wirkungsverhältnisse, sondern immer eine Vielzahl unterschiedlicher Bedingungen, die sich gegenseitig bewegen.
Das Konzept der „Morphologie“ weist darauf hin, dass in Organisationen grundsätzlich die Veränderungslogik des Einzelnen auf die eigene Logik einer Organisation trifft und notwendige Spannungen dazwischen erzeugt. Supervision und Coaching bildet eine hilfreiche Brücke zwischen diesen Polen.
Das Konzept der „Psychodynamik“ findet seine Wurzeln in der Psychoanalyse und Gruppenanalyse. Mit diesem Konzept zieht die Bedeutung des Unbewussten, die Überdeterminierung des Seelischen, die Wirkung von persönlicher und institutioneller Abwehr und das Wissen um die unbewusste Neigung zur Wiederholung (und damit die Chance zur Veränderung) ein. Methodisch ist für das Konzept der „Psychodynamik“ die Arbeit an reflexiven Prozessen unter Nutzung von Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomenen und dem szenischen Verstehen zentral.
Das Gruppenanalytische Konzept von H. Foulkes versteht eine Gruppe oder ein Team als einen Ort dynamischer Prozesse zwischen Personen. In diesem Sinne ist eine Gruppe ein soziales Wesen, das als Ausdruck der jeweiligen Abwehr- und Beziehungssituationen in der Gruppe seinen eigenen „Charakter“ ausbildet. In diesem Verständnis werden Krisen und Konflikte nicht einseitig personalisiert, sondern als Ausdruck übergreifender Prozesse verstanden.
Alle drei Konzepte haben Konsequenzen für meine Sichtweise in Beratungsprozessen:
Es sind nicht allein die beteiligten Personen und ihre Eigenarten, die darüber entscheiden, ob die primäre Aufgabe der Organisation erfolgreich bewältigt wird. Es sind nicht (nur) die bewussten strategischen und wirtschaftlichen Entscheidungen, sondern ein oft kompliziertes Gefüge aus Beziehungen und Rollen zwischen den Menschen im Unternehmen, der Führung der Organisation, der vorherrschenden Methoden und Arbeitsweisen, der bewussten und unbewussten Abwehrmechanismen, der spezifischen Marktdynamiken und nicht zuletzt dem Produkt, das hergestellt wird. So vielschichtig die Bedingungen sind, auf die ich in Supervision und Coaching achte, sind es doch zugleich zentrale Grundprobleme, die jede Organisation und ihre Menschen bewegen und die beleuchtet und bearbeitet werden. Kontinuität und Risikobereitschaft, Macht und Anpassung, Spontanität und Systematik, Vision und Realitätsbezug oder Erfahrungen und Lernbereitschaft sind die Anforderungen, die es gilt erfolgreich auszubalancieren.
Haltung
Meine Haltung ist von zwei grundlegenden Interessen geprägt: dem Wunsch mit Menschen zu arbeiten und das Interesse an Gruppen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Die psychodynamische Haltung hat dabei Konsequenzen für meine Arbeitsweise:
Ich verstehe mich nicht als einen Außenstehenden, „objektiven“ Beobachter, sondern immer als Teil des Systems, das ich begleite. Das bedeutet, dass ich mich als Supervisor/Coach in einem Beratungsprozess zunächst einmal in gleicher Weise in das System des Kunden einlassen muss wie der Kunde selber. Erst indem ich und der Klient die unbewussten Befangenheiten, die von dem Feld ausgehen, in dem wir uns bewegen, auf uns einwirken lassen und gemeinsam erforschen, erschließt sich die Dynamik des Feldes. Jeder Supervisions- und Coachingprozess ist ein Veränderungsprozess auf beiden Seiten, beim Kunden und bei mir. Dies verhindert „ich- und praxisferne“ Lösungen.
Auf der Achse zwischen „Wissen“ und „Verstehen“ bedeutet meine prozessorientierte Haltung gemeinsam mit dem Kunden zu forschen und zu verstehen. Trotzdem bleibt in jedem Prozess die Spannung zwischen „Rat geben“ und „Analysieren“ erhalten. Ich sehe meine Hauptaufgabe darin im Hier und Jetzt Hinweise zu geben, so dass mit den vorhandenen Kompetenzen Handlungsspielräume nutzbar gemacht werden können, aber auch Impulse zu setzen, die irritieren können und naturgemäß Verunsicherungen und Fremdheit mit sich bringen. Ein Klima des Vertrauens ist dazu die notwendige Voraussetzung.